Ohne ein Girokonto ist die Teilnahme am modernen Alltagsleben kaum vorstellbar: In Deutschland sind Lohntüten schon seit einem halben Jahrhundert nicht mehr üblich, jeder Arbeitgeber überweist die monatlichen Bezüge auf das Konto seines Mitarbeiters. Auch staatliche Leistungen wie Kindergeld oder Rente werden per Überweisung ausgezahlt. Auf der Ausgabenseite werden Mietzahlungen, Nebenkosten, Versicherungsprämien und Telefongebühren mit Überweisungen oder Lastschrift ausgeglichen.
Doch nicht alle erwachsenen Bürger verfügen zu jeder Zeit ihres Lebens über ein Girokonto: Manchmal kann in einer persönlichen Notsituation, zum Beispiel nach einem Arbeitsplatzverlust oder nach einer Scheidung, der Überziehungskredit auf dem Girokonto trotz Aufforderung der Bank nicht in einem bestimmten Zeitraum zurückgeführt werden. Daraufhin kündigt das Kreditinstitut das Girokonto – schon hat der Betroffene keine Bankverbindung mehr.
Natürlich wird das Verschleppen des Überziehungskredits zu einem negativen Schufa-Eintrag führen. Und mit diesem rückt ein herkömmliches Girokonto, mit EC-Karte und Dispositionskredit, für diese Menschen in unerreichbare Ferne. Jedes Kreditinstitut gewährt ein solches nur nach positiver Schufa-Auskunft. Niemand in einer solchen Situation muss verzweifeln, denn es gibt eine Lösung: Das Guthabenkonto trotz Schufa.
Ein Guthabenkonto ohne Schufa funktioniert genauso wie ein normales Girokonto nur ohne Überziehungsmöglichkeiten, EC- und Kreditkarten. Auf dem Konto können eingehende Zahlungen empfangen werden, Rechnungen können aus dem Guthaben mit Überweisungen bezahlt werden, Abbuchungen und Lastschriften werden ausgeführt, solange das Konto gedeckt ist. Anhand der Bezeichnung kann niemand erkennen, dass es sich um ein „besonderes“ Konto handelt. Denn wer mit Schufa-Problemen zu kämpfen hat, möchte in aller Regel nicht, dass sich das herum spricht.
Eröffnen von Guthabenkonto trotz Schufa
In der Realität gestaltet es sich oft schwierig, ein Guthabenkonto trotz negativer Schufa zu bekommen. Zwar haben sich die meisten deutschen Kreditinstitute auf Druck des Gesetzgebers der Selbstverpflichtung des Zentralen Kreditausschusses der Banken zur Einrichtung des „Guthabenkonto für Jedermann“ angeschlossen, verweigern aber in der Praxis dieses sehr oft. Begründet ist dies darin, dass Kreditinstitute an einem Guthabenkonto ohne Schufa wenig verdienen, da die Ertragsbringer Dispokredit sowie EC- und Kreditkart entfallen.
Inzwischen wurde gerichtlich bestätigt, dass Banken, die freiwillige Selbstverpflichtung ein schufafreies Guthabenkonto einzurichten, beachten müssen. Nur in Fällen, in denen ein Guthabenkonto trotz negativer Schufa für das Kreditinstitut unzumutbar ist, darf davon abgewichen werden. Ein derartiger Grund für die Verweigerung eines Guthabenkonto für Jedermann kann zum Beispiel der begründete Verdacht auf Geldwäsche oder Falschangaben des Kunden sein.
Wem ein schufafreies Guthabenkonto zunächst verweigert wird, sollte zunächst prüfen, ob die betreffende Bank der oben zitierten Selbstverpflichtung beigetreten ist. Ist dies der Fall, reicht es oft schon, den Bankangestellten darauf hinzuweisen. Bei fortgesetzter Weigerung, ein schufafreies Guthabenkonto zu eröffnen, helfen in den meisten Fällen die lokalen Schuldnerberatungen weiter. Wie so oft führt auch hier nur Hartnäckigkeit ans Ziel.